14. Mai 2018

Rezension: "Wolkenschloss" von Kerstin Gier


Titel: Wolkenschloss
Autor: Kerstin Gier
Verlag: Fischer
Preis: 20,00€
Seiten: 461


Kerstin Gier ist ein Phänomen. Sie hat wahnsinnig viele und vor allem wirklich tolle Bücher geschrieben, so dass ihr Name den meisten buchliebenden Menschen ein Begriff ist. Und das vollkommen zurecht. Giers Geschichten sind spannend, romantisch, fantastisch und haben das gewisse Etwas. Kein Wunder also, dass ich ihr neustes Buch „Wolkenschloss“ unbedingt lesen wollte. Doch kurz nach Erscheinen trudelten durchwachsene Meinungen ein, die davon sprachen, dass sich die Geschichte zieht, keine richtige Handlung hat und ihr irgendwie der Pepp fehlt. Ich kann solche Meinungen bis zu einem gewissen Grad sogar nachvollziehen. Doch ich persönlich habe dieses Buch geliebt! Es hat mir so viel Freude beim Lesen bereitet! Ich liebe das Setting, die Charaktere und die Geschichte vom „Wolkenschloss“ und deswegen empfehle ich dieses Buch wärmstens.



Hoch oben in den Schweizer Bergen liegt das Wolkenschloss, ein altehrwürdiges Grandhotel, das seine Glanzzeiten längst hinter sich hat. Aber wenn zum Jahreswechsel der berühmte Silvesterball stattfindet und Gäste aus aller Welt anreisen, knistert es unter den prächtigen Kronleuchtern und in den weitläufigen Fluren nur so vor Aufregung. Die siebzehnjährige Fanny hat wie der Rest des Personals alle Hände voll zu tun, den Gästen einen luxuriösen Aufenthalt zu bereiten, aber es entgeht ihr nicht, dass viele hier nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Welche geheimen Pläne werden hinter bestickten Samtvorhängen geschmiedet? Ist die russische Oligarchengattin wirklich im Besitz des legendären Nadjeschda-Diamanten? Und warum klettert der gutaussehende Tristan lieber die Fassade hoch, als die Treppe zu nehmen? Schon bald steckt Fanny mittendrin in einem lebensgefährlichen Abenteuer, bei dem sie nicht nur ihren Job zu verlieren droht, sondern auch ihr Herz.

Nimmt man „Wolkenschloss“ in die Hand, kann man schon vor dem Lesen so viel entdecken. Nachdem man die Geschichte kennt, weiß man die Detailliebe des Fischer-Verlags allerdings erst so richtig zu schätzen. Das blasslila Cover ist mit seinen Glitzereffekten ein Eyecachter und nachdem man all die Charaktere kennt, kann man viele von ihnen auf dem Titelbild wieder finden. Ich habe selten ein Cover so lange angeschaut und immer wieder Neues entdeckt. Nimmt man den Schutzumschlag ab, ist das Buch noch immer bezaubernd, mit einer schönen Titelzeichnung. Die 7 Dohlen sind ein wundervolles Detail, das ich sehr zu schätzen wusste. Chapeau!
Nachdem ich die äußere Form gewürdigt habe, fesselte mich das Buch aber auch mit seinem Inhalt von der ersten Seite an. Und das hing stark mit der Protagonistin Fanny zusammen. Ich MUSSTE mich einfach mit ihr identifizieren. Denn wie der Leser durch Don Burkhardt junior lernt, kommt Fanny aus Achim bei Bremen. Ein Vorort, den ich als Bremerin gut kenne. Ich war einfach fasziniert davon, dass die Heldin der Geschichte beinahe um die Ecke wohnt und schon hatte sie meine Sympathie. Aber auch abgesehen von diesem subjektiven Faktor, schloss ich Fanny mit ihrer humorvollen Art schnell ins Herz. Sie ist schlagfertig, lustig und pflichtbewusst. Außerdem hat sie einige Macken und ihre Einstellung, kein Abitur machen zu wollen, fand ich klasse. Fanny ist dadurch ein bisschen anders, als viele andere Protagonistinnen aus Jugendbüchern. Sie zu begleiten war einfach herrlich.
Und das Begleiten ist ein gutes Stichwort. Denn anfangs begleitet man Fanny tatsächlich nur. Die Autorin muss schließlich erst einmal dafür sorgen, dass der Leser das Wolkenschloss samt all seiner Mitarbeiter und Gäste versteht. In diesem Anfangsabschnitt geschehen relativ alltägliche Dinge, man lernt Fannys Alltag kennen und trotzdem gab es für mich immer eine solide Grundspannung. Und die Einführung des Settings und der Charaktere ist absolut notwendig. Toll ist an dem Buch auch, dass es am Ende ein großes Personen- und Begriffsverzeichnis gibt. Und erst, wenn man einen Blick dort hinein wirft, wird einem bewusst, wie viele Figuren eigentlich mitspielen. Man braucht ein bisschen Zeit, um alle Namen nicht durcheinander zu bringen, doch man kann eben immer nachschlagen. Das ist super! Unter all diesen Figuren sind wahre Juwelen! Ich mochte Ben sehr, schmachtete Tristan an und vertraute Monsieur Rocher. Die Ludwigs sind ganz großartig gezeichnet und die verbotene Katze ist ein wahres Highlight. Auch der schon erwähnte Don Burhkard junior und seine Macke alle Menschen mit Zusatzbezeichnungen zu benennen (wie eben „Fanny Funke aus Achim bei Bremen“) musste ich ins Herz schließen. Durch die vielen Gäste gibt es eine unglaubliche Figurenvielfalt, die ich so noch nie erlebt habe. Ich konnte jedem Charakter etwas abgewinnen und fühlte mich im Wolkenschloss zwischen all diesen Figuren sehr wohl!
Aber was ist eigentlich die Handlung des Buches? Interessante Frage. Ich denke, man muss dem Wolkenschloss einfach ein bisschen Zeit zur Entfaltung geben. Im Grunde geht es um eine junge Frau, die auf der Suche nach sich selbst an diesen zauberhaften Ort begibt. Und an einem so geschichtsträchtigen Ort, können jederzeit magische Dinge passieren. Fanny kommt in Berührung mit der Liebe, aber auch mit Kriminalität. Sie kommt hinter die Geheimnisse einiger Gäste, ohne dabei wirklich eine Detektivin zu sein. Sie geht ihren ganz eigenen Weg. Und auf diesem Weg begleiten sie viele Freunde. In einem so alten Grand Hotel zu leben, bringt viele Aufgaben mit sich, aber auch viel Spannung. Kerstin Gier präsentiert einfach jegliche Facetten dieses zauberhaften Ortes. Passenderweise spielt die Geschichte zum Jahreswechsel in der Schweiz mit ganz viel Schnee und so ist Wohlfühlstimmung vorprogrammiert. Was sehr ruhig beginnt, wird am Ende zu einer kleinen Flucht und Verfolgungsjagd. Es gibt Actionelemente, aber auch eine Liebesgeschichte. Und vor allem dominiert eines: Humor. Kerstin Gier schreibt einfach wahnsinnig humorvoll und überträgt diesen Humor auf ihre Charaktere. Oft musste ich schmunzeln oder laut lachen. Die Dialoge zwischen Fanny und Tristan haben es in sich und ich habe ihre Schlagabtausche geliebt. Aber auch Giers Liebe zum Detail wird wie immer sichtbar, was hier beispielsweise in Form der Dohlen präsent ist. Der Schreibstil von Kerstin Gier ist einfach perfekt. Nichts würde ich daran ändern wollen. Man verliert sich in ihrer Geschichte, in ihrer Kulisse und in ihrer Art zu beschreiben, aber eben auch, den Leser mit Humor zu überzeugen. Hinzu kommt das tolle Begriffsverzeichnis am Ende, das ebenso vor Witz sprüht. 
Ich kann noch ewig so weiter machen, aber wo soll das hinführen?! Ich gebe zu, dass vielen Lesern der rote Faden verloren gehen kann. Ich habe ihn die ganze Zeit gefunden und das Buch einfach nur genossen. Für mich ist das „Wolkenschloss“ eine Lektüre voller Spaß! Doch jeder muss selbst herausfinden, ob die Geschichte ihm gefällt.


Kerstin Gier hat mit dem „Wolkenschloss“ einen wahnsinnig tollen Einzelband geschrieben, den ich von der ersten Seite an geliebt habe. Die Figurenvielfalt ist überwältigend und jeder Leser wird Charaktere finden, mit denen er sympathisiert und mitfiebert. Allen voran natürlich die bezaubernde und lustige Protagonistin Fanny. Im Wolkenschloss gibt es einfach alles: Freundschaft, Action, Geheimnisse, Intrigen und Liebe. Was für manche Leser langatmig ist, ist für mich wahnsinnig abwechslungsreich und vielfältig. Der Schreibstil ist toll und die Geschichte hat einen sehr charmanten Humor. Ich vergebe fünf volle Spitzenschuhe und hoffe, dass keiner davon vom kleptomanischen Hugo geklaut wird. Doch vielleicht würde er ja auch so wieder auftauchen...wer weiß?!


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